Samstag, 30. Oktober 2010

Durch das Ilsetal zum Brocken

Um halb 4 klingelt der Wecker. Ganz schön früh, aber ich möchte einen Tagesausflug in den Harz machen und alleine die Bahnfahrt hin- und zurück dauert schon 8 Stunden. Das Wetter soll für Ende Oktober ganz brauchbar werden, warm und wechselnd bewölkt mit sonnigen Abschnitten.
Früh um 5 Uhr ist bei MC Donalds im Berliner Ostbahnhof Hochbetrieb.
Die Bahnfahrt verläuft ruhig, nur ein paar Penner schnarchen im Wagen um die Wette. Um halb 9 kann ich nach 4 Stunden Bahnfahrt endlich am Bahnhof Ilsenburg starten.
Es geht durch das schöne Ilsetal leicht bergan. Ich nehme nicht den breiten Fahrweg, sondern den schmalen Wanderweg neben der Ilse. Die herrliche Laubfärbung lässt das Tal viel freundlicher als im Sommer erscheinen.
Ich verlasse das Ilsetal und fahre Richtung Eckertalsperre. Der Weg windet sich steil nach oben, teilweise geht es nur auf auf dem kleinsten Kettenblatt weiter. Einen einsamen Radfahrer, der sein Gefährt an einer besonders steilen Stelle schiebt, überhole ich, ansonsten sind kaum Leute unterwegs.
Aus dem Tal herausgekommen wird es wieder flacher und es öffnen sich weite Blicke über den Unterharz, am Horizont tauchen einige Wolkenlücken auf. Die Wege sind in gutem Zustand, nur die ehemaligen Postenstraßen der DDR-Grenztruppen mit ihren Betonlochplatten sind eine Herausforderung für Mensch und Material.
Am Eckerstausee ist es etwas wurzelig, ich bin froh, dass mein Fully die meisten Unebenheiten gut wegbügelt.
Kurz vor der Staumauer kommt dann etwas Sonne durch die Wolkendecke und lässt den Brocken noch dunkler erscheinen.
Mitten durch den Stausee verlief früher die deutsch-deutsche Grenze.
 Vorbei oder durch? ;-)
In der Nähe von Torfhaus ist es vorbei mit der Einsamkeit und Stille im Wald. Menschenmassen pilgern Richtung Brocken und die Brockenbahn schnauft an mir vorbei. Auf dem Eckerlochstieg geht es auf Betonlochplatten so steil bergan, dass ich ein kurzes Stück schieben muß.
Irgendwann ist es dann geschafft und ich bin nach knapp 3 Stunden Fahrt und 900 Höhenmetern oben angekommen. Auf dem Plateau ist es bei mäßiger Fernsicht furchtbar kalt und windig, eben Brockenwetter.
Deshalb warte ich nur noch einen günstigen Moment ab und ein netter Wanderer macht von mir ein Foto vor dem Brockenstein, dann geht es wieder talwärts.
Bei der Abfahrt wird der vielen Leute wegen die Klingel zu meinem besten Freund. Natürlich bedanke ich mich brav, wenn mir Platz gemacht wird. Am Brockenbett verlasse ich die breite Fahrstraße und fahre auf teilweise sehr schmalen Wegen Richtung Wernigerode.
Keine so gute Idee, denn der Weg gleicht manchmal eher einem Bachbett.
Dafür ist hier kein Mensch unterwegs und die lohnenden Blicke entschädigen für alles ;-)
Kurze Pause am Gasthaus Steinerne Renne. An der Selbstbedienungstheke geht es nicht voran und so verschiebe ich die geplante Mahlzeit nach Wernigerode.
 Blick von der Bielsteinchaussee nach Wernigerode.
In Wernigerode gibt es am Anfang der Fußgängerzone am Westerntor in einem chinesischen Imbiß erst einmal eine kleine Stärkung, die nicht zu satt und träge macht, denn es stehen noch einige Ziele auf dem Plan.
Dazu gehört natürlich das Rathaus.
Bei der Weiterfahrt Richtung Quedlinburg kommt man durch idyllische Landstriche.
Auch die Jungs der Schmalreifenfraktion sind heute unterwegs.
Unterhalb der Burgruine Regenstein nördlich von Blankenburg gibt es große Sandhöhlen. Ein beeindruckender Ort, von dem etwas Mystisches ausgeht.
Blick auf die Burgruine Regenstein.
An langgezogenen Hügelketten im Harzvorland geht es weiter und am Münzenberg erreiche ich Quedlinburg.
Von hier hat man den besten Blick auf den Schloßberg.
Wie bei jedem Besuch Quedlinburgs fahre ich zur Stiftskirche hoch.
Zur Zeit wird hier oben viel gebaut. Kurz vor Sonnenuntergang findet die Sonne doch noch eine Wolkenlücke und taucht die Stadt in ein rötliches Licht.

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus bekomme ich, kurz bevor die Cafes schließen, wenigstens noch Kaffee und einen Sandtaler. Beim letzten Mal gab es hier erstklassigen Apfelstrudel ...
 Ich habe noch eine gute Stunde, bis mein Zug fährt und nutze die Zeit für eine Stadtbesichtigung.
 Der Bahnhof Quedlinburg gegen 19 Uhr. Morgen ist Zeitumstellung und dann wird es noch früher dunkel :-(
Anfangs ist es recht voll im Zug, ab Halberstadt ist es dann wieder schön leer.
Endlich war ich auch mal mit dem Rad auf dem Brocken! Es waren zwar teilweise anstrengende 86 Kilometer mit über 1100 Höhenmetern, aber ich nehme viele neue Eindrücke mit nach Hause.
Hier die Strecke bei bikemap: KLICK und als Bild:

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